Jedes Jahr verschwinden hunderttausende Menschen in bewaffneten Konflikten. Dies stellt nicht nur eine humanitäre Tragödie für die betroffenen Personen und ihre Angehörigen dar, sondern hat auch langfriste Folgen für die Stabilität von Gesellschaften, sowie für Friedensbemühungen. Welche Präventivmassnahmen können ergriffen werden, damit Menschen nicht verschwinden? Mit dieser Frage hat sich der UNO-Sicherheitsrat am 12. Juni an einem informellen Treffen im sogenannten «Arria-Format» auseinandergesetzt. Dieses wurde von der Schweiz zusammen mit der Global Alliance for the Missing (en) anlässlich des fünften Jahrestags der UNO-Sicherheitsratsresolution 2474 (2019) zu vermissten Personen in bewaffneten Konflikten organisiert. Der Anlass reiht sich in eine Serie von Initiativen der Schweiz zur Umsetzung ihrer Priorität «Zivilbevölkerung schützen».

Die Gründe, weshalb Personen verschwinden, sind vielfältig: manche verlieren den Kontakt zu Angehörigen auf der Flucht vor Kriegen, andere werden Opfer willkürlicher Verhaftungen. Wieder andere werden niemals gefunden, weil ihre Überreste nicht exhumiert oder identifiziert werden. Wie im Jahresbericht des UNO-Generalsekretärs zum Schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten hervorgehoben, verzeichnete das IKRK 2023 die höchste Zahl an Vermissten seit Jahrzehnten. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen hatte die Sitzung im Arria-Format das Ziel, die internationale Gemeinschaft zu sensibilisieren und die rechtlichen Verpflichtungen aller Konfliktparteien in der Prävention und Suche nach vermissten Personen hervorzuheben.

Die Schweiz wies am Treffen auch auf die Notwendigkeit hin, das Thema vermisster Personen in Mediations- und Friedensprozessen systematisch zu behandeln. Mit der Zunahme an bewaffneten Konflikten weltweit steigt auch die Zahl der Vermissten. Um zu verhindern, dass weitere Personen verschwinden, und um Klarheit für diejenigen zu schaffen, die einen Angehörigen vermissen, müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Nur so kann die Straflosigkeit beendet und ein dauerhafter Frieden erfolgen.

Neben der Rechenschaftspflicht wurden auch weitere – humanitäre, politische, rechtliche und aussergerichtliche – Aspekte hervorgehoben. Familienangehörigen und Zivilorganisationen spielen in der Suche nach vermissten Personen oftmals eine zentrale Rolle. Vertreter aus Kuwait und Kolumbien teilten Erfahrungen in dem Bereich. Ausserdem informierte ein Vertreter der Zivilgesellschaft aus Nepal über sein persönliches Engagement im Zusammenbringen von Familien vermisster Angehöriger. Auch das IKRK teilte in dem Treffen seine langjährige Erfahrung, zum Beispiel im Rahmen der Arbeit des Zentralen Suchdienstes.